Verrat, Mord und Rache

 „Ich kann mir nicht einfach etwas zurechtfantasieren,“ erklärt Gerhard Hahn.

„Deshalb basieren meine Romane immer auf realen Geschichten oder historischen Ereignisse, die ich dann in meinem Sinne entwickeln kann.“ Dafür nimmt er sich Zeit, recherchiert gewissenhaft und gründlich. Seine Protagonisten lässt er in einem Umfeld agieren, das von vielen Seiten betrachtet und neu interpretiert wird.

Passend zum 60. Jahrestag des Berliner Mauerbaus stellt Gerhard Hahn seinen neuen Roman „Tod eines Agenten“ der Öffentlichkeit vor. Im Zentrum seiner Geschichte steht der Stasiagent Dr. Werner Stocher, ein Psychiater, der hunderte seiner Patienten an die Stasi verrät und damit deren Existenz zerstört. In seinem neuen Roman verarbeitet er neben dem umfangreichen Recherchematerial auch Gespräche mit Opferverbänden sowie Begegnungen mit ehemaligen Grenzern und Stasimitarbeitern. „Deren Skrupellosigkeit und Menschenverachtung, die diese Leute immer noch vor sich hertragen, hat mich wirklich erschüttert.“

Vordergründig dreht es sich in seinem neuen Roman zwar um Verrat, Mord, Enttäuschung und Rache, aber immer schimmert hinter seiner Geschichte auch die problematische Realität nach der Wiedervereinigung durch – wo Stasibruderschaften noch immer mächtig sind und ihre ehemaligen Agenten decken wie eben den Protagonisten Dr. Werner Stocher. Als der nach dem Mauerfall Familie und Klinik im Stich lässt, spurlos in den Westen verschwindet und dort Karriere macht, kann er das nur mit Hilfe der Stasi. Und als sein Sohn ihn nach Jahren aufstöbert und eine Racheaktion startet, gerät dieser ins Räderwerk der immer noch gut funktionierenden Stasibruderschaft. „Das Zerbrechen der Roman-Familie Stocher an den Lasten ihrer Vergangenheit steht exemplarisch für unzählige andere Familien, die dieses Schicksal erleiden mussten, und das wirkt bis heute“, ergänzt er.

Die Geschichte überzeugte auch einen renommierten Verlag, der den Autor zu einem Gespräch einlud. „Als mich der Lektor sah, verschlug es ihm die Sprache“, schmunzelt der Autor, „denn mir war im Lebenslauf ein kleiner Fehler unterlaufen.“ Ein Zahlendreher hatte ihm den Termin verschafft, denn statt 1948 hatte er als Geburtsjahr 1984 angegeben. Damit war zwar der Roman noch immer gut, aber der Autor zu alt, als dass man in ihn investieren würde. „Das hat mich ziemlich getroffen und frustriert“, gibt er gerne zu. Der Lektor erklärte ihm, dass der erste Roman den Verlag erst einmal nur Kosten verursachen würde. Richtig Geld brächten erst die Folgeromane. Die müssten schnell kommen, gerne fünf Stück in den kommenden fünf Jahren. „Unverhohlen sagt er mir, dass ich das wohl nicht mehr schaffen würde. Außerdem sei seine wichtigste Aufgabe schließlich Umsatz zu machen.“ Dazu viel selbst dem schlagfertigen Gerhard Hahn nichts ein und er entschied sich, den Roman on Demand zu veröffentlichen. „Damit bin ich auch bei meinen anderen Romanen gut gefahren. Ich stehe im Buchhandel im Regal. Und meine Romane sind gefragt.“

Nach dem Motto – nach dem Roman ist vor dem Roman – hat er auch bereits eine neue Geschichte ins Visier genommen. Diesmal geht es um? „Ah, das ist alles noch im Werden, ich möchte noch nichts dazu sagen. Aber spannend wird es auf jeden Fall.“ verrät er. Man darf gespannt sein, auf weitere Protagonisten, die ihre Leser mit auf eine spannende Reise nehmen – natürlich immer mit einem Bezug zur Realität.

INFO
Gerhard Hahn veröffentlicht unter dem Pseudonym Lars Gelting. Er wurde 1948 in Dortmund geboren und lebt nach dem Motto: Gestalte, was das Leben dir bietet. Er schlug sich als Taxifahrer und Verkäufer für Staubsauger durch und studierte schließlich Sprache und Geschichte. Zu Lehren war eine seiner größten Leidenschaften – neben Musik, Fotografie und graphischer Gestaltung. Heute lebt er als überzeugter Wohnmobilist mit Hang zum Abenteuer in Norddeutschland. Dort schreibt er seit 2010 über das, was ihn bewegt.   

Lars Gelting: Tod eines Agenten
476 Seiten
Taschenbuch ISBN 978-3754312681
12,99 Euro

Beitrag veröffentlicht von:
Claudia Kleimann-Balke