Nicht nur ein Freund zum Knuddeln

„Ich mag Luki gaaaanz doll“, erzählt Josephine und umarmt den großen Husky-Schäferhund-Mix so fest sie kann, „er hat so weiches Fell und sieht so süß aus.“

Die Zuneigung beruht offensichtlich auf Gegenseitigkeit, denn der Rüde lässt sich die extra Streicheleinheit gerne gefallen. Längst kennt Luki alle Kinder, weiß wie sie reagieren und kann sie gut einschätzen. Zweimal pro Woche ist die Naturgruppe des Kindergarten Storchennest sein Arbeitsplatz, denn er ist ausgebildeter und geprüfter Begleithund – ein echter Profi.

Als Naturpädagoge Jörg Thomsen bemerkte, wie gut sein zweijähriger Hund mit Kindern umgehen kann, entstand die Idee, ihn zum Begleithund ausbilden zu lassen. „Das war eigentlich gar nicht so geplant, aber Luki hat ein ausgeglichenes Wesen“, beschreibt der Leiter der Naturgruppe den Charakter seines Hundes, „er ist ruhig, gelassen, freundlich und einfach sehr gut geeignet.“ 

Fast alle Kinder mögen Tiere und suchen den Kontakt zu ihnen. Das macht sich die tiergestützte Pädagogik zunutze, die von Anfang fester Bestandteil der Arbeit in der Naturgruppe war. Im Fokus steht dabei die Sensibilisierung der Kinder für Tiere und Natur. „Wir sind viel draußen unterwegs, beobachten Tiere in ihrer natürlichen Umgebung. Sie verstehen Zusammenhänge und das schafft Achtsamkeit und Respekt vor der Natur und ihren Lebewesen“, erklärt Jörg Thomsen. In das Konzept der tiergestützten Pädagogik passt auch ein Begleithund perfekt, denn er verstärkt die positiven Effekte des pädagogischen Ansatzes: Die Bewegung mit dem Hund, das Spielen und Spazierengehen fördern Grobmotorik, Koordination und Kondition. Die Kinder lernen soziale Regeln einzuhalten und ihr Verhalten zu regulieren, denn der Hund gibt ihnen eine direkte Rückmeldung auf ihr Tun und Handeln. Dabei sind Hunde vollkommen unvoreingenommen und erlauben schnell eine tiefe emotionale und soziale Bindung. Auf Kinder wirkt das ausgleichend, sie spüren Zuwendung und Geborgenheit, erfahren Körpernähe. Symptome, wie Kontaktarmut, Distanzlosigkeit, vermindertes Selbstwertgefühl, Ängstlichkeit oder eine verminderte Frustrationstoleranz können durch die emotionale Kontaktaufnahme gemildert werden. Und auch untereinander Kontakt aufzunehmen, fällt in Gegenwart eines Tieres leichter – man hat ein gemeinsames Thema. 

Die Idee, einen Hund mit in die Naturgruppe zu bringen, überzeugte nicht gleich alle Eltern. Einige waren skeptisch. Auf einem Elternabend stellte Jörg Thomsen das Konzept vor, erzählte über die Vorteile tiergestützter Pädagogik und offen über mögliche Risiken. „Am Ende war es Luki selbst, der die Eltern mit seiner ruhigen und ausgeglichenen Art überzeugte“, erzählt Jörg Thomsen. Bevor Luki seinen neuen Job in der Naturgruppe angetreten hat, mussten die Kinder einiges über den Umgang mit einem Hund lernen. „Wir haben darüber gesprochen, wie ein Hund sich verhält, was Bellen, Knurren oder andere Laute bedeuten. Und ich habe ihnen erzählt, was Luki besonders gern mag und was nicht“, ergänzt er. 

Selbstverständlich dürfen alle Kinder frei entscheiden, ob sie den Kontakt zum Hund zulassen oder lieber auf Abstand bleiben. Leni zum Beispiel war anfangs eher zurückhaltend und hatte Angst vor dem großen Hund, der sie fast auf Augenhöhe ansah. Sie brauchte etwas Zeit und das ist ja auch völlig in Ordnung. Heute läuft sie ohne Angst mit Luki gemeinsam über eine Mauer und wenn man sie fragt, wie sie Luki findet, fängt sie an zu strahlen. „Toll, er ist so weich. Den mag ich sehr.“ 
 

Beitrag veröffentlicht von:
Claudia Kleimann-Balke
Gemeinsam spielen: Pina, Pelle, Keno, Runner, Piet, Tristan und Jenne (v. l.) genießen die gemeinsame Zeit mit Luki in der Naturgruppe. (Foto © Kleimann-Balke)