Helfen in höchster Not

„Wir können unser medizinisches Wissen weit über einen Erst-Hilfe-Kurs hinaus vertiefen“, erklärt Maike Kuper, „das ist eine großartige Gelegenheit.“

Die junge Frau gehört zu den 30 Kameradinnen und Kameraden, die innerhalb der Freiwilligen Feuerwehr die Gruppe der First-Responder bilden. Sie werden immer dann alarmiert, wenn die Leitstelle in Harrislee einen Notarzt zum Einsatzort schickt. Bis dieser eintrifft, übernehmen sie die Erstversorgung des Patienten, erheben die Vitalparameter oder müssen notfalls auch eine Reanimation beginnen.

„Um diese zusätzliche Leistung zu erbringen, muss eine Feuerwehr schon eine bestimmte Personalstärke vorhalten“, betont Stephan Peltzer. Wegen der geographischen Lage haben die First-Responder für Treia eine besondere Bedeutung. Mit der Bundesstraße 201 führt eine vielbefahrene Straße durch die Gemeinde und auch die Treene birgt ein erhöhtes Risiko für Unfälle. „Wenn es darum geht schnell Hilfe zu leisten, sind wir einfach früher vor Ort, als Rettungswagen und Notarzt“, ergänzt der stellvertretende Wehrführer. Umso wichtiger ist das Know-how der Helfer. Bisher wurden die Kameradinnen und Kameraden durch regelmäßige Aus- und Fortbildungen der Johanniter und internen Auffrischungen fit für den medizinischen Ernstfall gemacht. „Jetzt stellen wir die Ausbildung auf ein neues Fundament und schicken unsere First-Responder zur Sanitätsschule Nord in Eutin“, erklärt Anja Pfeiffer, die Leiterin der First-Responder. Dort erhalten sie eine qualifizierte Sanitäterausbildung, die weit über das Erste-Hilfe-Wissen reicht. „Der Unterricht behandelt beispielsweise Anatomie, Physiologie, den Aufbau des Herzkreislaufsystems, Hygiene, den Umgang mit Infektionskrankheiten, Krampfanfällen oder thermischen Notfällen (Unterkühlung, Hitzschlag). Aber auch juristische Grundlagen zum Datenschutz und der Pflicht zur Verschwiegenheit gehören dazu. Das ist ein Volumen, dass wir an unseren Übungsabenden nicht vermitteln könnten“, beschreibt sie.

In den vergangenen Jahren hat sich die Gruppe immer weiterentwickelt. Obwohl sie an sich nicht die originäre Hauptaufgabe der Wehr ist, gehen etwa die Hälfte der Einsätze auf ihr Konto. „Dabei hat die Gemeinde großen Anteil, denn sie unterstützt unsere Arbeit, etwas durch die Finanzierung der Ausbildung und die Bereitstellung von Equipment – erst im vergangenen Jahr haben wir ein modernes AED-Gerät bekommen. Das ist nicht selbstverständlich“, betont Stephan Peltzer.

Bereits sechs First-Responder haben die Ausbildung abgeschlossen. Bis Jahresende sollen fünf weitere folgen. Die Ausbildung findet derzeit in 38 digitalen Unterrichtseinheiten und zehn Einheiten in Präsenz statt, an die sich eine Prüfung anschließt. Für die Kameradinnen und Kameraden ist das ein erheblicher Zeitaufwand ­– zusätzlich zur Feuerwehrarbeit und dem Vollzeitjob. „Wir wollen Menschen helfen. Deshalb engagieren wir uns bei der Feuerwehr. Die First-Responder bieten mir persönlich einen anderen Aufgabenbereich, in den ich mich sehr gut einbringen kann. Die Ausbildung bietet zusätzliche Verhaltenssicherheit“, erläutert Doro Surberg. „Außerdem kann ich nun viel detaillierter Informationen zum Patienten an den Rettungsdienst weitergeben.“

Auch Maike Kuper hat nicht gezögert und die Sanitäter/First-Responder Ausbildung, wie sie offiziell heißt, absolviert. „Sie hat die Arbeit in der Gruppe auf eine andere Ebene gehoben. Es braucht eine qualifizierte Ausbildung, um in höchster Not helfen zu können – und dafür investieren wir gerne die Zeit.“

Beitrag veröffentlicht von:
Claudia Kleimann-Balke
Können nach der Ausbildung zum Sanitäter nun noch qualifizierter Helfen: Doro Surberg, Maike Kuper und die Leiterin der First-Responder-Gruppe Anja Pfeiffer (v.l.).