Syrischer Azubi ist Innungsbester

„Ich bin sehr dankbar für alle helfenden Hände, Nachbarn und Freundschaften“, betont Abdullrahman Alnablsi.

„Ohne sie hätte ich es einfach nicht geschafft.“ Vor gut sechs Jahren kam der junge Mann aus Syrien nach Norddeutschland. Hier fand er eine neue Heimat und einen Ausbildungsplatz. Vor einigen Wochen hat er seine Ausbildung zum Elektrotechniker für Energie- und Gebäudetechnik abgeschlossen – als Innungsbester.

Abdullrahman Alnablsi ist der achte Azubi, der von Stefan Jürgensen ausgebildet worden ist. „Anfangs war es so, dass ich zwischen vielen Bewerbern wählen konnte“, erinnert er sich. „Heute hat sich das Blatt gewandelt. Man muss sehen, wie man geeignete Azubis findet. Das gestaltet sich immer komplizierter und den Fachkräftemangel kann man einfach nicht schönreden.“ Für den Inhaber von Elektro Jürgensen, der den Betrieb in zweiter Generation führt, ist dieser Mangel deutlich spürbar. Viele Kundenanfragen muss er ablehnen, weil die Auftragslage so hoch ist, dass er sie kaum stemmen kann. Dazu kommen die bekannten pandemiebedingten Materialengpässe einiger Zulieferer. Umso schöner ist es, dass sich die Wege der beiden Männer vor ein paar Jahren kreuzten. Zu diesem Zeitpunkt arbeitete Abdullrahman Alnablsi als ungelernte Kraft bei einem Textilservice. „Für den Start war das sehr gut, aber auf Dauer war das nichts für mich“, erzählt er. „Ich wollte eine Ausbildung machen und einen richtigen Beruf lernen. Aber ohne die Sprache zu können, ging es natürlich nicht.“ Also besuchte er die nötigen Sprachkurse, lernte deutsch. Während eines Praktikums schnupperte er in den Beruf des Elektronikers und lernte Stefan Jürgensen und sein Team kennen. Es passte und so begann der junge Syrer seine Ausbildung.

Längst hat Abdullrahman Alnablsi sich in seiner neuen Heimat eingelebt. Hat Kontakte geschlossen, spielt in der Volleyball-Mannschaft. Doch der Anfang im fremden Land war schwierig. Völlig auf sich gestellt kam er nach Esperstoft.

„Ich hatte immer ehrenamtliche Helfer, die mich unterstützt haben und mir bei den ersten Schritten, amtlichen Briefen, bei Besorgungen sowie Behördengängen halfen.“

Die Wahl seines Berufs hat der junge Geselle nicht bereut. „Mein Beruf bietet tausend Möglichkeiten und ist unglaublich abwechslungsreich. Morgens repariere ich eine Lampe und am Nachmittag stehe ich vor einer großen Anlage. Außerdem gefällt mir der Kontakt zu den Kunden.“ Dass gerade die Vielfältigkeit des Berufs die Ausbildung zum Elektroniker zu einer der anspruchsvollsten macht und viel Know-how erfordert, hat ihn nicht abgeschreckt. Auch nicht die Aussicht auf die Arbeit im Rohbau oder das Tragen schwerer Geräte. „Das gehört dazu und man macht es ja auch nicht jeden Tag.“

Abdullrahman Alnablsi gehört seit Anfang Februar als Geselle fest zum sechsköpfigen Team von Elektro Jürgensen. Einen eigenen Firmenwagen hat er auch schon bekommen. „Ich bin dankbar für meinen emsigen und ernsthaften Gesellen. Das ist keine Selbstverständlichkeit“, betont Stefan Jürgensen. „Ich freue mich, dass er nun richtig durchstarten kann.“

Beitrag veröffentlicht von:
Claudia Kleimann-Balke
Sind ein gutes Team Stefan Jürgensen (l.) und sein frischgebackener Geselle Abdullrahman Alnablsi. (Foto © Kleimann-Balke)