Kleine Hände, große Zukunft

„Ich habe mit dem Akkuschrauber geschraubt. Das war cool“, strahlt Mia (5) über das ganze Gesicht und kann es kaum erwarten, weiterzuarbeiten. Konzentriert steckt sie den Bit in die nächste Schraube und befestigt ein Holzbrett am Rahmen. Dann holt sie das nächste Brett. Natürlich macht Mia das nicht allein. Gemeinsam mit ihr arbeiten an diesem Vormittag viele kleine Handwerker mit, denn die Kinder der Tageseinrichtung Storchennest haben ihre Spielsachen gegen Schraubendreher und Hammer getauscht. Es wir geschraubt, gehämmert, festgehalten und mit der Wasserwaage geprüft, ob auch alles gerade ist. 

Unter dem Motto 'Kleine Hände, große Zukunft' hat die Aktion Modernes Handwerk e. V. (AMH) einen bundesweite Kita-Wettbewerb initiiert. Bereits zum zehnten Mal haben Handwerksbetriebe die Möglichkeit, Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren von ihrer Handwerkstätigkeit zu begeistern und ihnen praktische Einblicke in verschiedene Handwerksberufe zu gewähren. Als die Unterlagen für die Teilnahme am Wettbewerb beim Treianer Bauunternehmen H. D. Autzen GmbH landeten, dachte man dort gleich an die Kindertageseinrichtung Storchennest. „Wir haben schon im vergangenen Jahr mit den Kindern hier in der Werkstatt Vogelhäuser gebaut“, erzählt Nils Autzen, Geschäftsführer der H. D. Autzen GmbH und selbst Zimmerer. „Ich freue mich, wenn man schon kleine Kinder an das Handwerk heranführen kann. Je früher, desto besser.“ Gemeinsam mit Jörg Thomsen, Erlebnispädagoge in der Kindertageseinrichtung, ging es an die Planung des gemeinsamen Projekts. Die Kinder hatten einen ganz besonderen Wunsch: Einen kleinen Schuppen für ihre Gartengeräte. 

Für die Umsetzung des Projektes waren zum überwiegenden Teil die beiden Zimmerer-Azubis Nicola Knuth und Tade Koop verantwortlich. Nur das Dach hat ein Dachdeckergeselle angefertigt. „Insgesamt haben sie rund vier Tage Zeit in dieses Projekt investiert“, erklärt Nils Autzen. Das Holz und die anderen Materialien hat er zur Verfügung gestellt. Zum Teil sind sie auf anderen Baustellen übriggeblieben. Im Projekt haben sie noch eine nachhaltige Verwendung gefunden.

Damit der Aufbau vor Ort reibungslos funktioniert, haben die Azubis in der Werkstatt den Schuppen einmal komplett vormontiert. Am Projekttag konnten die Kinder den Handwerkern dann bei ihrer Arbeit über die Schultern schauen – und sie durften auch selbst mit anpacken. „Ich habe gehämmert und Schrauben geschraubt. Das war gut“, erzählt Antonia (6) ganz begeistert. „Sie erleben hier, dass das Handwerk nicht schmutzig und anstrengend ist, sondern auch ganz viel Spaß macht“, erklärt Nils Autzen. „Das macht mir und meinen Auszubildenden viel Freude.“

Nach einigen Stunden steht der Schuppen an seinem neuen Platz, direkt neben dem kleinen Acker, den sie bald wieder bewirtschaften werden. Zum Schluss wurde eine selbstgebundene Richtkrone in den Schuppengiebel gehängt und, wie es sich gehört, sprach Nicola Knuth einen Richtspruch. 

„Die Erlebnisse von heuten werden wir in den kommenden Tagen gemeinsam in einem Riesenposter zusammenfassen“, erzählt Jörg Thomsen. „Das reichen wir dann für den Wettbewerb ein und hoffen, dass es bei der Expertenjury gut ankommt.“ Dem Landessieger winken 500 Euro Preisgeld für ein Fest oder ein Projekt zum Thema Handwerk. Aber selbst, wenn sie nicht gewinnen, werden die Kinder aus dem Storchennest diesen Vormittag so schnell nicht vergessen. „Sie haben mit uns den Schuppen gebaut, den sie sich gewünscht haben“, fasst Nils Autzen zusammen. „Und sie haben erlebt, wie schön es ist, etwas mit den eigenen Händen zu erschaffen.“