Bienenhotels für Friedhöfe

„Wir haben den Lehm mit den Händen in die Häuser gedrückt und dann haben wir Löcher hineingebohrt“, erzählt Mia. „Jetzt können die Bienen einziehen.“ Gemeinsam mit den anderen Kindern aus der Kita Storchennest hatte sie schon im vergangenen Herbst drei Bienenhotels gebaut. Bevor die Häuser aufgehängt werden konnten, gab es zum Frühlingsstart nun den letzten Schliff. 

Wesentlich ist dabei der optimale Standort. „Man braucht einen Ort, der vor Witterung schützt und gleichzeitig ein vielfältiges Pflanzenangebot bietet“, erklärt Erzieherin Janine Schierholz. „Hier, am Stamm des immergrünen Lebensbaums ist es perfekt und dort hinten blüht schon bald der Flieder.“ Mit einem stabilen Seil wird das Hotel am Baum festgebunden. „Und weil Bienen keinen Wecker haben, hängen wir es so auf, dass es in Richtung Osten ausgerichtet ist – dort, wo die Sonne aufgeht“, ergänzt ihr Kollege Jörg Thomsen. 

Die Kinder der Kita Storchennest kennen sich mit Bienen gut aus. „Wir hatten schon Bienen bei uns und haben ihren Honig auf Pfannkuchen gegessen“, erinnert sich Isabel an den vergangenen Sommer. Damals haben sie anhand eines Bienenvolkes viel über Bienen und die Imkerei gelernt. Angst haben sie nicht. „Wenn man sie nicht ärgert, dann stechen sie auch nicht.“ 

Bienen sind also nichts Neues für die Kinder. Neu ist lediglich der Standort, denn sie für die Hotels ausgesucht haben: Die Friedhöfe der Gemeinden Treia und Silberstedt. „Im Friedhofsausschuss machen wir uns Gedanken darüber, wie wir die Friedhöfe der Gemeinden interessanter und naturnah gestalten können“, erklärt Anke Pöhls. Bei einem Gespräch mit Jörg Thomsen kamen sie auf die Idee, Kinder und Friedhöfe zusammenzubringen. „Die Bienenhotels sind ein erster Schritt.“ Der unverkrampfte Umgang der Kinder an diesem besonderen Ort gibt der Idee recht. Sie stellen Fragen, wollen wissen, was auf den Grabsteinen steht und was die steinerne Stehle mit den vielen Schildchen bedeutet. Pastor Thomas Petersen beantwortet die Fragen gerne und freut sich über die Bienenhotels. „Bienen sind Geschöpfe Gottes und ein Symbol für Auferstehung und ewiges Leben.“ 

An diesem Vormittag geht es auf dem Friedhof an der Treianer Kirche turbulent zu. Die Ruhe, die man sonst an diesem Ort gewöhnt ist, wird durch fröhliche Kinderstimmen durchbrochen. Für den ein oder anderen ist es sicher ein befremdliches Bild, spielende Kinder auf einem Friedhof zu sehen. Wenn es nach Pastor Thomas Petersen geht, darf das gern öfter so sein. „Der Besuch der Kinder zeigt, dass der Friedhof mehr sein kann als ein Ort der Trauer und des Abschieds“, betont er. „Hier kann auch Neues, lebendiges entstehen. Das finde ich großartig“   

Beitrag veröffentlicht von:
Claudia Kleimann-Balke