Im Zeitraum von 2010 bis 2020 hatte sich ein Unterschuss in Höhe von rund 67.600 Euro angehäuft. Als Trägerin der Friedhöfe wandte sich die Kirchengemeinde an die Gemeinden und bat um Hilfe. Diskussionen löste insbesondere die Tatsache aus, dass die Kirchengemeinde es zu diesem Hohen Betrag hatte kommen lassen und nicht früher nach Unterstützung gefragt worden war. Darüber hatte im Vorfeld zur Sitzung der Gemeindevertreter am 2. Dezember auch schon der Treianer Finanzausschuss beraten. „Dort wurde kontrovers diskutiert“, berichtete die Ausschussvorsitzende Annegret Marsch, „aber wir müssen jetzt einen Schnitt machen, um dann neu anzufangen.“ Die Mehrheit der Gemeindevertretung konnte sich diesem Standpunkt anschließend und stimmte am Ende der Beratung, ebenso wie zuvor die Silberstedter Gemeindeverteter, für die Übernahme der Unterdeckung durch die Gemeinde. Die Kosten werden prozentual nach Bevölkerungsstand geteilt und bis spätestens 2024 in Raten bezahlt.
Trotz dieser Entwicklung sprachen sich die Gemeindevertretungen für die Friedhöfe aus. „Klar tut uns das Geld weh, aber die Kirche steht mitten im Dorf und die Friedhöfe gehören dazu“, betonte Claus-Jürgen Sieh. Man war sich einig, dass die Kirchengemeinde durch die Unterhaltung und Bewirtschaftung der Friedhöfe in Silberstedt und Treia eine wichtige und im allgemeinen Interesse liegende Aufgabe wahrnimmt. Dies gelte insbesondere für die Gewährleistung einer würdigen Bestattung, aber auch im Hinblick auf die Bedeutung der Gemeindekultur. „Mit der Kostenübernahmen können wir einen Neustart wagen und uns auch als Gemeinde einbringen“, ergänzt Bürgermeister Raoul Pählich. „In der nächsten Sitzung werden zwei Gemeindevertreter in einen neu installierten Friedhofsausschuss entsandt, der die Kirchengemeinde im Prozess zur Verbesserung der finanziellen Situation der Friedhöfe konstruktiv unterstützen soll.“
Was bleibt ist die Frage, wie es zu den hohen Kosten kommen konnte. „Das Grundproblem ist, dass sich die Friedhöfe selbst tragen müssen“, erklärt Thomas Petersen. „Es dürfen keine Gelder aus der Kirchensteuer in die Unterhaltung fließen.“ Dazu kamen hohe Personalkosten, Instandhaltungskosten für die Leichenhalle und die sich bundesweit verändernde Bestattungskultur. So ist beispielsweise die Zahl der Erdbestattung deutlich gesunken – und damit auch die Einnahmen. Im Trend liegen Bestattungsformen, die kaum oder gar keine Pflege mehr benötigen.
Im Bestreben, die Situation aus eigener Kraft zu verbessern, hat die Kirchengemeinde bereits einige Maßnahmen ergriffen. „Mitglieder der Kirchengemeinde haben in Eigenleistung große Umgestaltungsmaßnahmen vorgenommen. Beispielsweise haben wir auf dem Friedhof an der Holmer Straße Wege durch Rasenflächen ersetzt. Dort mäht nun ein Mähroboter und unser Gärtner kann, statt Rasen zu mähen, andere Aufgaben erledigen“, erklärt Thomas Petersen. Deshalb musste auch eine freigewordene zweite Gärtnerstelle nicht neu besetzt werden – das spart Personalkosten. Am Friedhof an der Kirche wird aktuell ebenfalls ein Mähroboter in Eigenleistung installiert. Diese Maßnahmen sind für die Friedhöfe ein erster Schritt in Richtung Stabilisierung der finanziellen Lage. Hoffnung liegt nun auch im dem neu zu installierenden Friedhofsausschuss – er soll gemeinsam mit der Kirchengemeinde Ideen entwickeln und weitere Möglichkeiten ausschöpfen.